Lärche-Pseudoyamadori-
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Lärche-Pseudoyamadori-
Dieser Baum stammt aus Feldaufzucht. Das würde man anhand des letzten Fotos wahrscheinlich gar nicht vermuten. Ich nenne das Pseudoyamadori und will da kurz ausholen.
Oft heißt es ja die Feld- oder Sämingsaufzucht sei eigentlich einer der schwierigsten Sachen, weil man sehr viel Erfahrung braucht und auch eine hohe Zahl an Jungpflanzen wegen des hohen Ausschusses.
Als Amateur hat man meist weder das Eine noch das Andere, man muß halt dann einfach anders an die Sache rangehen. Vorteil als Amateur ist einmal, dass man sich länger mit einer Pflanze beschäftigen kann, da man nicht wirtschaftlich denken muß. Eine Pflanze die der Profi aussortiert, kann der Amateur dann als Herausvorderung sehen.
Selbst ziehe ich immer wieder Pflanzen, die im Garten aufgehen oder Junggehölz, dass ich z.B. auf Abraumhalden finde, im Feld hoch. Die Unwägbarkeit liegt immer darin, dass es bei einem Umschulzyklus von 2 bis 3 Jahren oft passiert, dass z.B. eine Wurzel völlig überdimensional gewachsen ist und das Nebari ruiniert hat. Wegschmeißen? Nein, einfach die dicke Wurzel stark einkürzen und den Baum, der ursprünglich mal auf vielleicht 30 cm abberaumt war, eine Nummer größer planen (50 cm) und wieder zurück ins Feld. Das gleiche gilt für große Schnittwunden. Auf diese Weise ist es mir eigentlich noch nie passiert, dass ich eine Pflanze aus dem Feld als unbrauchbar aussortiert hätte.
Ein Beispiel dafür ist eben auch diese Lärche hier. Die habe ich als Jungpflanze ausgegraben und über einige Jahre im Feld hochgezogen. Der Baum hatte zwei gleich starke Gipfel und ich habe den Zweiten viel zu spät abgesetzt. Deswegen ist er nochmals für zwei Jahre ins Feld gekommen. Probleme gabs auch mit dem Nebari; mehrere Wurzeln verzweigten sich viel zu spät. Die wurden radikal eingekürzt, eine davon ist abgestorben und bildet nun dieses interessante Totholz.
Generell tendiere ich bei der Feldaufzucht dazu dem Zufall auch etwas Platz einzuräumen um keine stereotypen Bonsai zu bekommen. Das Ergebniss sind dann diese Quasiyamadori. Die Lärche ist da nur ein Beispiel von mehreren. In ein paar Jahren wird man die Feldherkunft sicher nicht mehr erkennen, auf den ersten beiden Bildern vom letzten Jahr sieht man das sehr wohl.
Höhe 45 cm, Stammdurchmesser 10 cm
Grüße,
Marco
Oft heißt es ja die Feld- oder Sämingsaufzucht sei eigentlich einer der schwierigsten Sachen, weil man sehr viel Erfahrung braucht und auch eine hohe Zahl an Jungpflanzen wegen des hohen Ausschusses.
Als Amateur hat man meist weder das Eine noch das Andere, man muß halt dann einfach anders an die Sache rangehen. Vorteil als Amateur ist einmal, dass man sich länger mit einer Pflanze beschäftigen kann, da man nicht wirtschaftlich denken muß. Eine Pflanze die der Profi aussortiert, kann der Amateur dann als Herausvorderung sehen.
Selbst ziehe ich immer wieder Pflanzen, die im Garten aufgehen oder Junggehölz, dass ich z.B. auf Abraumhalden finde, im Feld hoch. Die Unwägbarkeit liegt immer darin, dass es bei einem Umschulzyklus von 2 bis 3 Jahren oft passiert, dass z.B. eine Wurzel völlig überdimensional gewachsen ist und das Nebari ruiniert hat. Wegschmeißen? Nein, einfach die dicke Wurzel stark einkürzen und den Baum, der ursprünglich mal auf vielleicht 30 cm abberaumt war, eine Nummer größer planen (50 cm) und wieder zurück ins Feld. Das gleiche gilt für große Schnittwunden. Auf diese Weise ist es mir eigentlich noch nie passiert, dass ich eine Pflanze aus dem Feld als unbrauchbar aussortiert hätte.
Ein Beispiel dafür ist eben auch diese Lärche hier. Die habe ich als Jungpflanze ausgegraben und über einige Jahre im Feld hochgezogen. Der Baum hatte zwei gleich starke Gipfel und ich habe den Zweiten viel zu spät abgesetzt. Deswegen ist er nochmals für zwei Jahre ins Feld gekommen. Probleme gabs auch mit dem Nebari; mehrere Wurzeln verzweigten sich viel zu spät. Die wurden radikal eingekürzt, eine davon ist abgestorben und bildet nun dieses interessante Totholz.
Generell tendiere ich bei der Feldaufzucht dazu dem Zufall auch etwas Platz einzuräumen um keine stereotypen Bonsai zu bekommen. Das Ergebniss sind dann diese Quasiyamadori. Die Lärche ist da nur ein Beispiel von mehreren. In ein paar Jahren wird man die Feldherkunft sicher nicht mehr erkennen, auf den ersten beiden Bildern vom letzten Jahr sieht man das sehr wohl.
Höhe 45 cm, Stammdurchmesser 10 cm
Grüße,
Marco
Zuletzt geändert von MerschelMarco am 06.05.2016, 20:52, insgesamt 2-mal geändert.
Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Hallo Marco,
gefällt mir sehr gut Deine Lärche!
Gute Arbeit!
gefällt mir sehr gut Deine Lärche!
Gute Arbeit!
Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Es kommt halt darauf an, was man draus macht, Marco.
Und das kannst du gut, sehr gut sogar.
Und das kannst du gut, sehr gut sogar.
Norbert
So wie du bist, so sind auch deine Gebäude
Sullivan, 1924
So wie du bist, so sind auch deine Gebäude
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Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Hi Marco,
gefallen mir sehr gut - Herangehen deinerseits wie auch das Ergebnis selbst!
Mit "Feld" meinst du wahrscheinlich ein Beet in deinem Garten, oder? Hast du dazu schon mal was geschrieben, Fotos?
Gruß,
Stefan
gefallen mir sehr gut - Herangehen deinerseits wie auch das Ergebnis selbst!
Mit "Feld" meinst du wahrscheinlich ein Beet in deinem Garten, oder? Hast du dazu schon mal was geschrieben, Fotos?
Gruß,
Stefan
"Leoparden brechen in den Tempel ein und saufen die Opferkrüge leer; das wiederholt sich immer wieder; schließlich kann man es vorausberechnen, und es wird ein Teil der Zeremonie." (F. Kafka)
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Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Ein Jahr rum.
Der Baum hat gut durchgetrieben und wurde jetzt neu eingedrahtet. Die Spitzentriebe sind stark zurückgenommen worden der erste Ast rechts braucht noch deutlich Zuwachs, darum sind die Langtriebe nicht eingekürzt worden. Hybridlärchen wie dies hier treiben wesentlich filigraner aus als Hochgebirglärchen, entsprechend empfindlich sind die neuen Langtriebe auch. Deshalb habe ich die nicht gedrahtet, sondern warte damit bis nächstes Jahr.
Die Borke wird von Jahr zu Jahr deutlich rauher, der Baum schaut mittlerweile schon richtig alt aus.
Das Detailphoto zeigt einen Jin, ca vor 4 Jahren angelegt. Der wurde bis Dato nie mit Jinmittel behandelt und ich finde man sieht deutlich, wie entsprechend die Oberfläche anwittert.
Grüße,
Marco
Der Baum hat gut durchgetrieben und wurde jetzt neu eingedrahtet. Die Spitzentriebe sind stark zurückgenommen worden der erste Ast rechts braucht noch deutlich Zuwachs, darum sind die Langtriebe nicht eingekürzt worden. Hybridlärchen wie dies hier treiben wesentlich filigraner aus als Hochgebirglärchen, entsprechend empfindlich sind die neuen Langtriebe auch. Deshalb habe ich die nicht gedrahtet, sondern warte damit bis nächstes Jahr.
Die Borke wird von Jahr zu Jahr deutlich rauher, der Baum schaut mittlerweile schon richtig alt aus.
Das Detailphoto zeigt einen Jin, ca vor 4 Jahren angelegt. Der wurde bis Dato nie mit Jinmittel behandelt und ich finde man sieht deutlich, wie entsprechend die Oberfläche anwittert.
Grüße,
Marco
- Günter Maier
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Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Hallo Marco,
Respekt zu deiner Arbeit mit einem Ausgangsmaterial das fast nichts gekostet hat, außer deiner Mühe und Geduld.
Ich denke da hast du hervorragendes Ausgangsmaterial für einen späteren schönen Bonsai.
Vielen Dank für die schöne Dokumentation.
Respekt zu deiner Arbeit mit einem Ausgangsmaterial das fast nichts gekostet hat, außer deiner Mühe und Geduld.
Ich denke da hast du hervorragendes Ausgangsmaterial für einen späteren schönen Bonsai.
Vielen Dank für die schöne Dokumentation.
liebe Grüße
Günter
Günter
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Re: Lärche-Pseudoyamadori-
gibts auch Fotos mit grün? So schaut er ja echt vielversprechend aus. Gruß Holger
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Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Holger, meine Lärchen photographiere ich im Sommer nicht weil die da immer hässlich aussehen. Braune Nadelspitzen und Knicknadeln wegen einzelner aber leider immer auftretender Wollläuse. Die Zeit der Lärche ist ohnehin der Winter und der unvergleichliche Austieb im Frühjahr.
Grüße,
Marco
Grüße,
Marco
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Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Mal ein Update,
die Lärche hatte 2015 wie fast alle meine Bäume unter einem ziemlichen Hagelschaden zu leiden, vom dem sie sich erst einmal erholen mußte.
Wenn auch nicht so schnell wie in den vergangenen Jahren, so geht es doch vorwärts.
Grüße,
Marco
die Lärche hatte 2015 wie fast alle meine Bäume unter einem ziemlichen Hagelschaden zu leiden, vom dem sie sich erst einmal erholen mußte.
Wenn auch nicht so schnell wie in den vergangenen Jahren, so geht es doch vorwärts.
Grüße,
Marco
Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Hallo Marco,
...die friert, sie hat schon eine richtige Gänsehaut...
Nein, im Ernst, ein toller Baum. Wenn jetzt der unterste Ast noch etwas an Dicke zulegt, ist die Lärche perfekt. Du lässt den Ast ja schon durchtreiben, wie man sieht.
Schönes Winterfoto!
Liebe Grüße,
Barbara
...die friert, sie hat schon eine richtige Gänsehaut...
Nein, im Ernst, ein toller Baum. Wenn jetzt der unterste Ast noch etwas an Dicke zulegt, ist die Lärche perfekt. Du lässt den Ast ja schon durchtreiben, wie man sieht.
Schönes Winterfoto!
Liebe Grüße,
Barbara
"Sorge Dich um den Beifall der Leute, und Du wirst ihr Gefangener sein." LAOTSE
Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Hallo Marco,
Herangehensweise und der Baum gefallen mir sehr gut!
Im Frühjahr möchte ich möchte ich ebenfalls einige Pflanzen ins Feld setzen. Hast du irgendwelche Tipps was die Feldaufzucht anbelangt? Man findet dazu in der Literatur eher weniger.
Viele Grüße, Max
Herangehensweise und der Baum gefallen mir sehr gut!
Im Frühjahr möchte ich möchte ich ebenfalls einige Pflanzen ins Feld setzen. Hast du irgendwelche Tipps was die Feldaufzucht anbelangt? Man findet dazu in der Literatur eher weniger.
Viele Grüße, Max
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- Beiträge: 1519
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Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Hallo Max,
meine Erfahrungen mit der Feldaufzucht kann ich hier auf die Schnelle nicht zusammenfassen, das würde den Rahmen sprengen. Sehr wichtig ist, dass man gut von allen Seiten an den Baum ran kommt, also dem Baum immer genügend Platz läßt (und das ist leider immer mehr als man ursprünglich meint), besonders dann, wenn man mehrerer Bäume ins Feld zusammenpflanzt.
Ich habe für nächstes Jahr vor mir aus Rasenkantensteinen 100cm x 30 cm einzelne Pflanzboxen zu bauen, für jeden Baum eine eigene, sodass ich an jeden Baum gut rankomme. Von der erhöhten Pflanzposition erhoffe ich mir eine bessere Wüchsigkeit der basalen Äste. Das ist nämlich die zweite Herausvorderung, nämlich die extreme Wüchsigkeit im Feld ordentlich in der Pflanze verteilt zu kriegen.
Anbei mal noch wie ich mir die Lärche in der Zukunft vorstelle.
Grüße,
Marco
meine Erfahrungen mit der Feldaufzucht kann ich hier auf die Schnelle nicht zusammenfassen, das würde den Rahmen sprengen. Sehr wichtig ist, dass man gut von allen Seiten an den Baum ran kommt, also dem Baum immer genügend Platz läßt (und das ist leider immer mehr als man ursprünglich meint), besonders dann, wenn man mehrerer Bäume ins Feld zusammenpflanzt.
Ich habe für nächstes Jahr vor mir aus Rasenkantensteinen 100cm x 30 cm einzelne Pflanzboxen zu bauen, für jeden Baum eine eigene, sodass ich an jeden Baum gut rankomme. Von der erhöhten Pflanzposition erhoffe ich mir eine bessere Wüchsigkeit der basalen Äste. Das ist nämlich die zweite Herausvorderung, nämlich die extreme Wüchsigkeit im Feld ordentlich in der Pflanze verteilt zu kriegen.
Anbei mal noch wie ich mir die Lärche in der Zukunft vorstelle.
Grüße,
Marco
- Martin_S
- Beiträge: 11867
- Registriert: 05.01.2004, 20:26
- Wohnort: Linker Niederrhein, da wo et geil is'
Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Unglaublich!
Unglaublich gut, Marco.
Unglaublich gut, Marco.
Beste Grüße
Martin
Lieber Querlüften als Querdenken!
Martin
Lieber Querlüften als Querdenken!
Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Das ist ja nun keine wirklich so schlechte Zukunftsvision.
Und das Schönste daran ist ja, dass sie durchaus zu realisieren ist.
Viel Spaß dabei und nimm uns bitte mit auf die Reise
Und das Schönste daran ist ja, dass sie durchaus zu realisieren ist.
Viel Spaß dabei und nimm uns bitte mit auf die Reise
Norbert
So wie du bist, so sind auch deine Gebäude
Sullivan, 1924
So wie du bist, so sind auch deine Gebäude
Sullivan, 1924
Re: Lärche-Pseudoyamadori-
Die Lärche ist halt einfach nur Hammer, würd ich auch nicht nein sagen sowas bei mir zu stehen haben
Mit freundlichen Grüßen,
Christoph
Christoph